Abenteuer Airport Teil 2

Ein weiterer Surftag für mich stand auf dem Programm. Dieses Mal fuhren wir an einen anderen Spot. Sila wollte sich mit Fiona und mir vorne im Weißwasser aufhalten, da die Sets im hinteren Bereich teilweise recht groß werden konnten. Ich war etwas traurig, dass Putu uns nicht begleitete um mich wieder unter seine Fittiche zu nehmen, aber gleichzeitig voller Ehrgeizig am diesem letzten Surftag alles zu geben. Da die Wellen ziemlich häufig kamen und sehr schnell brachen, gestaltete sich der Zugang ins Wasser etwas schwierig. Sila beschloss lieber einzelnd mit uns zu arbeiten und Fiona am Strand warten zu lassen. Das Wasser war nur hüfthoch, was den Vorteil hatte, dass wir nicht so viel paddeln brauchten. Die erste Welle erwischte ich leider nicht, sondern sie katapultierte mich direkt den steinigen Sandboden entlang. Dafür schaffte ich es bei den nächsten beiden aufzustehen und die Welle auszureiten. Aufgrund der Strandnähe leider nur ein kurzes Vergnügen. Noch ein paar Mal versuchte ich es, leider vergebens.
Dann war erstmal Fiona an der Reihe und ich wartete am Strand und beobachtete voller Freude wie gut sich die anderen Mädels mittlerweile auf den Brettern halten konnten. Leider zog nach einer kurzen Zeit ein Sturm auf, sodass wir frühzeitig abbrechen mussten. In der kleinen Strandhütte alberten wir bei Kokoswasser und Trockenfrüchten noch ein wenig mit den Surflehrern herum.
Katrin und Katja mussten am folgenden Tag bereits abreisen, weshalb wir den letzten Abend natürlich gebürtig ausklingen lassen wollten. Wir genehmigten uns ein tolles Abendessen auf einer Terasse direkt neben den Reisfeldern. Ein wunderschönes Ambiente. Anschließend ging es für ein paar Cocktails in die Stadt.
Am nächsten Morgen hieß es erst einmal Abschied nehmen von Katja und Katrin, was ziemlich tränenreich verlief. Doch wir versprachen uns gegenseitig zu besuchen und tauschten natürlich Kontaktdaten aus. Es ist immer wieder erstaunlich wie sehr einem die Menschen in so kurzer Zeit doch ans Herz wachsen. Anschließend machte sich der Rest von uns auf nach Ubud. Die ganze Nacht über wurde ich bereits von fürchterlichen Magenschmerzen heimgesucht und ich hoffte, dass diese sich im Laufe des Tages verdrücken würden.
Auf dem Weg hielten wir an einem Wasserfall, den wir allerdings nur durch das Hinabsteigen von unzähligen Stufen erreichen konnten. Die Sonne brannte, wir schwitzten was das Zeug hielt. Unten angekommen konnten wir den Wasserfall aus nächster Nähe bewundern, ja sogar drin baden. Doch mir war einfach nur speiübel. Ich schoss ein paar Bilder, da ich nicht in der Verfassung war irgendwas aufzunehmen. Ärgerte mich keine Badesachen dabei zu haben,da ich mich nur zu gerne erfrischt hätte. Also reichte es nur für ein bisschen heiliges Wasser im Gesicht und an den Füßen. Ich trank einen Schluck, in der Hoffnung mein Magendrücken damit lindern zu können.



Leider sind solche wunderschönen Naturerscheinungen mittlerweile fast überall zu touristischen Highlights herangewachsen, weshalb sich hier sehr viele Menschen tummelten. Es war einfach zu heiß. Wir wollten zurück in den klimagekühlten Wagen. Völlig kraftlos quälte ich mich die vielen Stufen wieder hinauf. Ich schwitzte mir die Seele aus dem Leib und fürchtete jede weitere Stufe zusammen zu brechen. Geschafft!!! Schnell ins Auto und weiter nach Ubud. Der Verkehr in der Innenstadt war furchtbar. Wir kamen nur stockend voran. Sila setzte uns in der Innenstadt ab, wo wir unserem Shoppingbedürfnis nachkommen wollten. Auf dem Markt mussten wir handeln was das Zeug hielt um nicht über den Tisch gezogen zu werden. Zu Beginn machten wir uns einen Spaß draus, aber nach einer Weile war es nur noch anstrengend den Verkäufern auszuweichen "Mei freeend, eill give yu good price, look look"
Gar nicht begeistert von dieser Stadt warfen wir auf dem Weg ins nächste Restaurant noch einen Blick auf die atemberaubenden Reisterassen. Wir hätten einen wunderschönen Spaziergang durch sie hindurch unternehmen können, doch auch das hat sich mittlerweile zu einer touristisch gebührenpflichtigen Attraktion entwickelt. Vom Hunger gelenkt, entschieden wir uns also dagegen.
Zurück im Pelan Pelan ließen wir den Abend bei ein paar Bintangs und Geschichten aus unserem Leben ausklingen. Wir waren uns allen wieder ein Stück näher gekommen und wollten den Abend nicht enden lassen, weil erneut der Abschied vor der Tür stand. Wir waren so froh, dass das Schicksal uns zusammen gebracht hatte. Denn allein sein kann zwar befreien, gemeinsam sein jedoch wahres Glück bedeuten. Und genau das hatten wir miteinander. Jeder war auf seine Weise einzigartig und hatte eine ganz eigene Geschichte. Ab morgen machte sich jeder auf in ein neues Abenteuer.
Der Fahrer holte mich um sechs Uhr ab, um mich zum Flughafen zu bringen. Ich verabschiedete mich noch von Putu und den Hunden Cooper, Tyson und Angel, die sich extra früh hoch gerafft hatten um mir eine gute Weiterreise zu wünschen und dann ging es los. Nach nur vierzig Minuten waren wir am Flughafen angekommen. Ich war mir unsicher. Normalerweise braucht man 1,5h für den Weg. Ich fragte den Fahrer nochmal ob das auch wirklich der richtige Flughafen sei, doch sein Englisch war leider miserabel. Ich steuerte zum Check in Schalter der Airline und alles verlief reibungslos. Nur leider musste ich mein Gepäck in Jakarta erneut abholen und einchecken. 'Sollte bei 2,5h Aufenthalt jedoch kein Problem werden', dachte ich . Jetzt war erstmal noch genug Zeit für ein ausgiebiges Frühstück.
Das Boarding verspätete sich bereits um zwanzig Minuten. 'Kein Problem, auch zwei Stunden reichen locker für den Transfer'. Im Flieger kamen ständig unverständliche Durchsagen und 1,5h später als geplant hebten wir endlich ab. Vorbei war es mit der balinesischen Gelassenheit und zurück die Hektkik des Lebens. Ich hatte also in Jakarta nur eine Stunde Zeit um mein Gepäck zu holen und wieder neu einzuchecken.  'Es ist, wie es ist.' versuchte ich mich mit buddhistischer Weisheit zu beruhigen. Um 11 Uhr dann die Landung in Jakarta. Um 12:20 Uhr ging der nächste Flug. Ich hetzte zum Gepäckband und nutzte die Wartezeit zur kurzen Orientierung. Ok, ich befinde mich in Terminal 2. Ein Blick auf die Abflugtafel verriet, dass ich den Terminal wechseln musste. Nur zu welchem? Ich packte meinen Rucksack und lief zum Ausgang, wo mich eine Hitzewand von 30 Grad übermannte. Links oder Rechts?Terminal 1 oder 3?Wo sind die Schilder?Keine Zeit, ich muss mich beeilen. Ich lief nach rechts. Gott sei dank die richtige Wahl und wieder mal ein klarer Beweis, dass man seine erste Intuition nicht unterschätzen sollte! An den Check in Schaltern tümmelten sich endlos lange Schlangen. Oh nein! Ich suchte mir die kürzeste und bat die anderen Wartenden mich vorzulassen, doch erntete nur verständnislose Blicke. Jetzt war deutsche Ellenbogenkraft gefragt. Ich boxte mich also dreist nach vorne und schmiss meinen Rucksack aufs Gepäckband. Ein kurzer Blick in den Computer und die Dame sagte irgendwas wovon ich nur "Boarding already" verstand und schickte mich mit meinem Rucksack zum Service Center zurück. Somit war klar, diesen Flug durfte ich nicht mehr nehmen. Die junge Frau am Schalter verstand leider kein Wort und holte ihren Kollegen zur Hilfe. Der sagte mir dass ich den nächsten Flieger auf deren Kosten um 12:50 Uhr nehmen kann. Na wenigstens etwas. Er legte mir mit den Worten "Number please" ein Blatt Papier vor die Nase. Number? Which number herrgott?!? 'Yu häf indonesian number?' "No" schnauzte ich etwas schroffer als gewollt zurück. Ok. Er druckte mir den Schein aus und teilte mir mit "Go, now, go, go" unmissverständlich mit, dass ich unverzüglich einchecken sollte. Einfacher gesagt als getan, denn die Schalter waren noch immer mit Warteschlangen voll. Also wieder die Ellenbogen. Einer verwies mich zum nächsten, ich kam nicht weiter. Also suchte ich nach herumlaufenden Personal. Ein Kofferträger half mir und checkte mich vorrangig ein. Ich bedankte mich und machte mich schnurstraks auf dem Weg zum Gate. Der Kofferjunge wich mir nicht von der Seite. Was will er denn noch? Das Gate finde ich schon selbst. "Money Miss" ach na klar, ein kleines Trinkgeld war nun wirklich verdient. Ich drückte ihm 5.000 rupien in die hand "oh no, its 140" haha, no way! Ich gab ihm noch zwei und verrückte mich dann zum Gate, wo bereits ein Boarding stattfand. War das der richtige Flug? Keine Anzeigetafel weit und breit. Ich reihte mich ein, aber irgendein Gefühl hielt mich zurück. Ich suchte das Flughafenpersonal auf und fragte nach "oh no, wait a moment". Zwei Minuten später stürmten die Wartenden Menschen von ihren Plätzen zu einem anderen Gate. Was war passiert? Gatewechsel? Das wäre nicht das erste Mal so kurz vorm Boarding. Die Ansagen alle nur auf indonesisch fanden von mir keine Beachtung mehr. Wieder zum Personal. Gatewechsel! Eine einzige Hetzerei. Noch dazu in dieser Hitze. Das Boarding war fast abgeschlossen, aber ich schaffte es noch rechtzeitig zum Flieger. Auf dem Weg zur Einstiegstreppe hörte ich nur ein "Miss, miss, please" rufen. 'WAS DENN JETZT NOCH?' dachte ich völlig entnervt, nassgeschwitzt und ausgehungert. Mir kam ein indonesischer Passagier mit seinem Handy entgegen, der unbedingt ein Foto von uns machen wollte Na klar, es könnte kaum einen besseren Zeitpunkt geben. Ich nahm es mit Humor, drückte mir ein Lächeln heraus und fragte mich was diese Leute ihren Freunden bloß erzählen würden, wenn sie die Fotos von sich und einer fremden vollkommen unbekannten Europäerin zeigen.
Eine Stunde später als geplant dann die ersehnte Ankunft auf Sumatra. Das Glück auf meiner Seite, hatte mein Abholdienst so lange auf mich gewartet und sollte mich nun hupenderweise (denn das ist die einzige Kommunikation auf den Straßen Indonesiens) in die 4h entferne Unterkunft bringen. Während der Fahrt konnte ich das bunte Treiben auf den Straßen beobachten. Vor den kleinen schäbig zusammengesteckten Häusern saßen die Bewohner meist auf dem Boden zusammen. Neben der Straße floss ein breiter Fluss voll brauner Suppe, in dem die einheimischen Kinder badeten. Kurz vor uns tauchte aus der Seitengasse eine Viehherde auf, die grade umgetrieben wurde. Überall waren Moscheen, aus denen Gebetsgesang erklang. Die meisten Frauen waren verhüllt, einige nicht. Die Straßen waren voll und wir kamen nur schrittweise voran. Raus aus der Stadt wurden die Straßen zwar leerer, dafür aber immer schlechter, denn die großen, schweren Industriefahrzeuge, die das Palmöl abbauen zerstörten den Asphalt und wir mussten einem Schlagloch nach dem anderen ausweichen. Es dämmerte langsam und der Himmel zog sich zu. Wir fuhren tiefer und tiefer in den Regenwald. Ab und an tauchten ein paar Hütten auf, bei denen ich teilweise überrascht war, dass sie überhaupt mit Elektrizität ausgestattet waren.
Es war mittlerweile stockfinster. Keine Straßenlaterne weit und breit. Es fing an zu blitzen, ohne Donner, ohne Regen. Kein gutes Zeichen. Eine Stunde später setzte der Regen ein, welcher wie ich schon geahnt hatte, gewaltig war. Ab und an blitzte es auf und erhellte den Dschungel. Es war unheimlich und ich war froh noch immer im Auto zu sitzen.
Irgendwann erreichten wir ein großes scheinbar sehr modernes und für diese Gegend unpassendes Hotel dessen Namen ich noch nie zuvor gehört hatte. Das konnte es doch nicht sein.
Ich stieg aus dem Wagen und schon stand Sandi von www.bukitlawangtourtrekking.com vor mir. Der Guide, der mich morgen durch den Dschungel führen sollte. Er nahm mein Gepäck und besorgte mir einen Schirm, denn bis zum eigentlichen Hotel mussten wir noch ein Stück laufen.
Dann gingen wir über die matschige Wiese, einen schmalen Pfad entlang über eine ziemlich wackelige Hängebrücke unter der ein gewaltiger Fluss rauschte.
Dahinter tauchte das unglaublich schnuckelige Ecolodge Hotel auf. Das Reservat wurde komplett aus Bambus gebaut und im Restaurantbereicht hingen unzählige bunte Laternen, die eine gemütliche Atmosphäre schufen.
Andi erklärte mir den nächsten Tagesablauf. Unsere Tour bestand aus fünf Personen inklusive mir mit zwei Guides. Das klang ganz nach meinem Geschmack. Als alle Formalien geklärt waren verabschiedete er sich und ich nahm auf der Terasse direkt neben dem Fluss mein Dinner ein.
Mein Zimmer war riesig, mit einem Kingsize Bett inklusive Moskitonetz und natürlich wieder einer Open Air Dusche. Wundervoll. Ich packte meine Sachen für morgen zurecht. 'Nur nicht zu viel mitnehmen', riet Sandi mir. Was natürlich Sinn macht. Ich entschied mich aufgrund des Wetters meine Spiegelreflex nicht mitzunehmen. Auch weil ich komplett offline gehen und das Abenteuer realer erleben wollte. Und notfalls hatte ich immernoch die Gopro in der Tasche.
Ich legte mich früh schlafen in dem Bett, wo locker meine ganze Familie reingepasst hätte. Voller Spannung auf die nächsten drei Tage, die nicht nur aufregend und voller Nervenkitzel sondern sicherlich auch eine körperliche Herausforderung werden würden.


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Durch Himmel und Hölle am Rallarvegen

Alles halb so schlimm, oder doch nicht?! Vom Ausbeuten der Touristen und dem schönsten Weltwunder der Erde

Das Streetfood von Ho Chi Minh