Exploring Bali

Am Dienstag Nachmittag reiste Fiona aus Malaysia als neuer Gast im Pelan Pelan an. Sie hatte ebenfalls noch keinerlei Surferfahrung! "Gott sei Dank, eine Leidensgenossin" freute ich mich. Doch ihre anfängliche Euphorie konnte ich nach meiner letzten Surferfahrung nicht teilen. Sie war extra zum surfen her gekommen und konnte es kaum erwarten sich in die Wellen zu stürzen. Putu, der Inhaber des Pelan wies uns erneut vorerst am Strand in die Surftechnik ein. Die Wellen waren  etwas kleiner als die am Tag zuvor (für mich machten sie allerdings keinen Unterschied) Die Nervosität stand mir ins Gesicht geschrieben und Putu und Emma versuchten mich zu beruhigen. Dann ging es ins Wasser. Gemeinsam versuchten wir bis zum Kanal zu paddeln. Es erschien mir etwas weniger anstrengend als den Tag zuvor. Fiona jedoch hatte bereits große Schwierigkeiten voran zu kommen. Sie fiel ein paar Mal vom Bord und geriet ebenfalls in die "Waschmaschine". Nach ein paar Minuten brach sie ab und ging zurück an Land. Ich musste etwas schmunzeln, da ich so sehr mit ihr mitfühlen konnte. Putu war an meiner Seite und stellte mir erneut die fürchterliche Frage "Are you ready to catch your first wave?" Aber diesmal war ich es. Mein Ehrgeiz hatte mich gepackt und ich fühlte mich etwas besser vorbereitet. Putu schub mich an und ich fing an zu paddeln. "Now stand up" hörte ich nur noch von hinten rufen. Das Brett nahm ordentlich Geschwindigkeit auf, doch ich fühlte, dass ich es noch kontrollieren konnte. Mein Puls stieg in die Höhe. 'Nur nicht nach hinten sehen', dachte ich. Und dann stand ich auf und reitete für gefühlte zwei Minuten (wahrscheinlich war es nichtmal eine halbe) meine erste Welle. Es war unglaublich!!! Nach ein paar Metern lies ich mich ins Wasser fallen, da ich auf keinen Fall wieder zu weit an den Strand gespühlt werden sollte. Ich war so unglaublich stolz. Putu freute sich von hinten mit mir und machte Luftsprünge auf seinem Board. Nun also wieder zurück paddeln. Doch das Adrenalin gab mir genügend Kraft. Zwei weitere Male klappt das Aufstehen leider nicht und ich geriet erneut in die Waschmaschine, weil ich die Welle unterschätzte. Dann verließen mich langsam die Kräfte, die Sonne glühte auf meiner Haut (übrigens hat LSF 110 leider auch nicht gereicht) und meine Arme waren von dem für mich viel zu breitem Brett aufgeschrammt, was im Salzwasser wie Feuer brannte. Zu meinem Glück waren die zwei Stunden fast um, doch Putu wollte unbedingt dass ich es noch einmal versuche. Dann kam die nächste Welle. Paddeln und hoch. Wieder stand ich. Es fühlt sich an als würde man dem Meer für einen kurzen Moment auf der Nase herum tanzen können. Auch die nächste Welle meisterte ich mit Bravur. Dann war die Stunde vorüber und wir gönnten uns alle eine Kokosnuss am Land. Ich war so ko, dass ich nach dem Lunch unbedingt ein Mittagsschläfchen brauchte.

Um 14 Uhr fuhren dann Dina, Katja, Lea,  Fiona und ich mit Wayan (heißt übrigens Erstgeborener, deswegen gibt es so viele von ihnen) zum Tempel Tanah lot, sowie in den Monkey Forest. Heute war 'Ceremony day' auf Bali. Im Grunde gibt es fast jede Woche einen derartige Tag und jedes Mal ist er anders. Letzte Woche war Silent day. Dort musste jeder Balinese zu Hause bleiben, es durfte kein Licht angemacht und nur leise gesprochen werden. Am heutigen Tage wurden die Hauseingänge mit Bambuslaternen, Räucherstäbchen und Blüten als Opfergaben besonders schön hergerichtet. Die Familien kamen zu Besuch und es wurde gemeinsam gegessen. Es gibt für so gut wie alles eine Zeremonie hier. Für die Familie, die Häuser, die Autos, das Wasser...dadurch danken sie für die wunderbare Natur usw. Ich möchte jetzt gar nicht allzu sehr ins Detail gehen.
Unsere Tour war der Wahnsinn. Bereits im Auto haben wir so viel gelacht. Über die Geschichten von Wayan, über uns, die Lachen der anderen und einfach nur über diesen unwahrscheinlich glücklichen Moment, den wir miteinander teilen konnten, denn wir alle hatten einen Zustand der inneren Glückseligkeit erreicht.




Im Monkey Forest wurde uns geraten, die Sonnenbrillen, Hüte usw.abzulegen, da die Affen sie sonst klauen würden. Eine Balinesen führte uns umher und erklärte uns alles. Sie wusste mit den Affen umzugehen, wenn sie grade mal nicht so nett waren uns sich unmittelbar vor uns um das Futter bekämpften. Wir durften ihnen Erdnüsse zu fressen geben, die sie ganz vorsichtig aus unserer Hand nahmen. Dabei liebten sie es, auf uns herum zu klettern, was aufgrund der starken Krallen allerdings auch etwas schmerzhaft war. Die Affen leben zu hunderten dort und kommen nur heraus, wenn sie Hunger haben. Anderenfalls haben sie jederzeit die Gelegenheit sich in den Park zurück zu ziehen. Außerdem hielten sie in dem Park große Fledermäuse. Sie lieben es den Tag über in der Sonne zu hängen bevor sie sich nachts auf Nahrungssuche begeben. Natürlich werden sie hier auch für Touristenzwecke 'missbraucht', um Fotos zu schießen. Die Balinesin erklärte uns jedoch, dass sie bereits von Geburt an daran gewöhnt seien und nicht schlecht behandelt werden.




Der nächste Stop war eine kleine Kaffeeplantage. Sie hielten dort in kleinen Käfigen Mangusten, die die Kaffeepflanzen fressen. Die Kaffeebohnen werden dann als Kot mit ausgeschieden und gewaschen, getrocknet sowie geschält bevor sie geröstet werden. Wir durften die verschiedensten Sorten probieren und verliebten uns alle in den Kokosnusskaffee. Natürlich konnte man auch alle Sorten käuflich erwerben, die Bohnen jedoch sind sehr teuer (250gramm= 70€).
Anschließend ging es nach Tanah lot. Dies ist eine Tempelanlage auf dem Wasser, die man nur bei Ebbe erreichen kann. Es ist jedoch ein sehr touristischer Ort und daher sammelten sich die Menschenmassen dort bereits. Die Balineser glauben, dass das Wasser in der Bucht unter dem Tempel heilig ist und man seine Seele damit rein waschen kann. Wir waren uns alle einig, dass wir bereits heilig genug für diese Welt waren und gingen lieber noch eine Runde zum Shoppen über den Markt. Nichtsdestotrotz ist die Anlage durchaus sehenswert.
In Bali hat jede Familie ihren eigenen Tempel, so wie wir bei uns einen Grabstein haben. So können sie jederzeit den Verstorbenen Gedenken und gleichzeitig danken.
Wir ließen uns auf der Rücktour von Wayan in Canggu absetzen, um in einem von Emma empfohlenen Lokal zu Abend zu essen. Ich schaute in unsere Runde und alle sahen unglaublich glücklich und zufrieden aus. Wir nutzten die Zeit um uns besser kennen zu lernen und stellten schnell fest, dass wir als Alleinreisende alle dieselben Erfahrungen machten, die von Dritten nur schwer zu verstehen waren. Dass man sich selbst besser kennen lernt oder 'findet', weil man den Fokus auf die eigene Person richtet ohne sich einzuschränken. Weil man ständig an seine Grenzen stößt, indem man aus seiner Komfortzone gerissen wird und unangenehme Situationen alleine meistert. Und doch ist man nie alleine, sondern lernt ständig so viele tolle Menschen kennen. Wir luden uns alle gegenseitig in unser Heimatland ein und hofften, dass die Zeit auf Bali noch ewig anhalten würde.
Später am Abend mussten wir langsam zurück ins Hostel, also bestellten wir die Rechnung und baten den Kellner uns ein Taxi zu rufen. Für zwei Bier, eine Vor- und Nachspeise sowie einem Hauptgericht zahlte ich grade mal 12€! Bali ist so unglaublich billig!!
Nach einer Weile gesellte sich der Chef des Lokals zu uns und teilte uns mit, dass sie aufgrund des Ceremony days kein Taxi bekommen können. Oh mein Gott. Zu Fuß wären wir mindestens eine Stunde unterwegs.
Doch hilfsbereit wie die Indoneser eben sind, bat er einen seiner Mitarbeiter für ein paar Rupien uns zum Pelan Pelan zurück zu bringen. Glück gehabt!
Am nächsten Tag ließ ich die Surfstunde ausfallen. Doch dieses Mal nicht aus Angst, sondern weil ich zum einen einen mörderischen Muskelkater hatte und zum anderen unbedingt nochmal Scooter fahren wollte, solange ich auf Bali war. Fiona hatte die Angst leider bereits im Griff. Auch meine Motivationskünste halfen ihr nicht und somit blieb sie ebenfalls im Hostel. Emma erklärte mir kurz den Scooter und dann düste ich auch schon los mit meiner Kamera im Gepäck und einer großen Portion Unternehmungsgeist. Der Verkehr insbesondere in Canggu ist allerdings total verrückt. Viiiel zu viele Roller und Autos. Alle sind ständig am Hupen und Überholen, sodass man manchmal gar nicht weiß auf welcher Spur sie eigentlich fahren. Auch in Indonesien herrscht Linksverkehr, aber darin war ich ja bereits geübt. Trotzdem wollte ich es vorsichtig angehen lassen auf meiner ersten Rollerfahrt. Ich hielt mich am Rand und fuhr die Hauptstraße einfach eine ganze Weile gradeaus, weil ich keinen Schimmer hatte welcher Weg zurück führen würde. Die Nadel der Tankanzeige befand sich bereits im roten Bereich, doch Emma meinte, damit komme ich locker noch in die nächste Stadt und zurück. Ich fuhr trotzdem vorsichtshalber an die nächste Petrol Station und ließ einmal volltanken. "Das macht dann 1,50€"
'Vielleicht sollte ich einfach für alle ein bisschen Benzin als Souvenir mit heim bringen', dachte ich mir.
Nach ein bisschen Fahrpraxis wurde ich etwas mutiger und biegte den nächsten Weg Richtung Strand ab. Er zog sich durch unmengen an Reisfeldern und es war einfach ein tolles Gefühl mit einem solchen Gefährt durch diese wunderbare Landschaft zu fahren und die unterschiedlichen Gerüche der vielen Pflanzen, Gewürze und Räucherstäbchen aufzunehmen.


Den restlichen Tag über stand erneut eine balinesische Massage und Yoga auf dem Programm. Nach unser Yogastunde zeigte der Lehrer uns mit seiner Frau noch ein paar Übungen aus dem Acrobatic Yoga und lud uns ein, es ebenfalls mit ihm auszuprobieren. Mein Interesse für diese Art der Entspannungstechnik ist auf jeden Fall geweckt und ich hoffe, dass ich es in der Heimat weiter verfolgen werde.
Morgen ist dann die letzte Surfstunde und da einige bereits am Samstag abreisen werden wir den Freitagabend selbstverständlich nutzen, um noch einmal auszugehen.

Eure Maria

Kommentare

  1. Danke für den interessanten Artikel

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  2. Was für eine faszinierende Geschichte! Bali ist wirklich ein magischer Ort. Ich werde auf jeden Fall nächsten Sommer dort hin gehen! Übrigens bevorzuge ich ruhe an kalten Orten. Es ist ein großartiges Gefühl, wenn Sie bei einer Tasse Tee am Feuer sitzen und die Stille genießen können. Der denkwürdigste Ausflug in meinem Leben war Nordpol Reise mit https://poseidonexpeditions.de/nordpol/ . Ich habe mich nie zuvor dort ausgeruht. Am witzigsten war das Fotografieren mit Pinguinen :-) Reisen macht wirklich Spaß, wenn man jeden Moment seines Lebens genießt!

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