Ab in die Wüste

In Jaisalmer stand uns ein ganz besonderes Abenteuer bevor. Wir wollten unbedingt eine Nacht in der Wüste verbringen. Also ließen wir über das Unternehmen 'IndiaSomeday' eine Kamelsafari arrangieren. Es gibt unzählige Anbieter die derartige Touren anbieten. Von der einfachsten Tour bis hin zu einer luxuriösen Übernachtung im festen Zelt mit eigenem Badezimmer.
Wir sprangen in den Jeep unseres Hotels und der Fahrer Peru sauste los. Auf dem Weg in die Wüste hielten wir an der Geisterstadt Kuldhara. Der Sage nach lebte hier einst der König mit seiner Prinzessin, die sich in einen Bauern verliebte. Da ihre Liebe nicht bewilligt wurde verließen alle Menschen die Stadt und der Geist der Prinzessin soll immer wieder hierher zurückkehren, daher traut sich niemand mehr die Stadt neu aufzubauen. An diesem Tag war die Stadt jedoch alles andere als unbelebt, da viele Touristen Halt machten um sie zu bewundern. Carsten und ich machten uns ebenfalls auf den Weg in den Ortskern. Gedankenverloren bestaunte ich die halb zerfallenen Gebäude bis ich über etwas stolperte. Ich sah auf den Boden und traute meinen Augen nicht. Hier lagen mindestens 10 Welpen mitten in der brütenden Hitze. Ich machte einen Satz zurück weil ich mir nicht sicher war ob sie noch lebten. Dann schaute ich genauer nach und konnte sehen wie sich ihre Bäuche hebten. Gott sei Dank, sie waren noch am leben. Aber hier draußen, mitten im Nichts, in der trockenen heißen Wüste hätten sie kaum eine Überlebenschance. Ich war wie versteinert und merkte wie mir der Kloß im Hals steckte. Kurz überlegte ich zum Auto zu laufen um Wasser zu holen, aber was hätte es ihnen gebracht? Vielleicht hätte ich ihnen einen Tag mehr schenken können. Am liebsten hätte ich sie genommen und von hier weg getragen. Ich traute mich kaum die Tour fortzusetzen, aus Angst auf weitere oder gar Hundeleichen zu treffen.
Ein paar Minuten später gingen wir zurück zum Auto und setzten unsere Tour durch die Wüste fort.

 An einer verlassenen Straße machten wir halt. Am Rande waren drei Kamele vorbereitet. Wir stiegen aus und lernten unseren Guide Surija kennen. Er half uns auf die Tiere und schon ritten wir los. Was für ein Erlebnis. Wir hatten solchen Spaß. Uns wurde es freigestellt, ob wir reiten oder einfach neben ihnen her laufen möchten. Die Tiere machten nicht den Eindruck als dass es ihnen nicht gut gehe und sie sind selbstverständlich in der Lage Lasten für eine gewisse Zeit zu tragen, daher konnten wir die Tour ohne schlechtes Gewissen genießen. Surija erzählte uns auf dem Weg seine Lebensgeschichte. Er kam mit 5 Jahren aus Pakistan nach Indien. Mit 8 stieg er in das Kamelgeschäft ein. Er ging nie zur Schule. Alles was er weiß und kann hat er durch die Kameltouren erfahren. Erst begann er mit einem Kamel. Mittlerweile kann er 5 sein eigen nennen. Sie gehorchen ihm alle aufs Wort und wenn die Tour vorüber ist lässt er sie frei und sucht sie zur nächsten Tour wieder zusammen, denn er könne die Fußabdrücke seiner Kamele genau von denen anderer unterscheiden. 
Ich erzählte ihm von unserer Hochzeit und er mir, dass es hier tatsächlich nur arrangierte Ehen gäbe. Auch seine Ehe wurde vor 3 Jahren arrangiert. Mittlerweile liebe er seine Frau. Sicher auf eine andere Art wie wir es tun, aber auch sie hätten immerhin bereits einen gemeinsamen Sohn. Sie wohnen 2h entfernt in einem anderen Ort. Alle 2 Monate reitet er mit seinen Kamelen für einen Monat nach Hause. Alles andere wäre für die Kamele zu viel. Und er ist auch lieber hier alleine in der Wüste als draußen in den lauten und geschäftigen Orten. 


Nach einem 1,5h Ausritt kamen wir in den Dünen an, wo unsere Fahrer Peru uns bereits ein kleines Camp hergerichtet hatte. Hinter einem Busch loderte bereits ein kleines Feuer, auf dem er Chai zubereitete. Hinter einem weiteren Windfang war unser Nachtlager aufgeschlagen. Peru bereitete uns ein paar Snacks zu und wir machten uns auf dem Weg auf die höchste Düne, um den Sonnenuntergang zu bewundern. Es war herrlich still in der Wüste und wir genossen den Einklang mit der Natur in vollen Zügen. Aus der Ferne konnten wir Antilopen beobachten.
Zurück am Camp konnten wir bei der Zubereitung des Abendessens helfen, welches wir anschließend gemeinsam am Lagerfeuer einnahmen.
Die Nacht war sternenklar und als gegen 2 Uhr der Mond hinter dem Horizont verschwand konnten wir tausende von Sternen betrachten, die wie Diamanten über uns leuchteten. Hin und wieder tauchten Sternschnuppen auf. Doch in diesem Moment fühlten wir uns wunschlos glücklich und einfach vollkommen. Ich bin unfassbar dankbar dieses Erlebnis mit meinem Ehemann teilen zu dürfen. Alles war einfach perfekt.


Am Rande unseres Camps tauchte ein Fuchs auf, dem wir unser restliches Abendessen hingestellt hatten. Ich kam mir vor wie in dem Märchen "Der kleine Prinz". 'Man sieht nur mit dem Herzen gut...' ja, dieses Zitat beschrieb unsere Situation ziemlich treffend. Vor unserer Indienreise beließen wir uns viel über das Land und insbesondere über die Gefahren und Risiken, die es birgt. Uns wurde geraten nur Wasser in seriösen Geschäften zu kaufen, keine offenen Getränke zu trinken, wurden vor Betrügern gewarnt, davor dass ich als Frau nirgendwo allein hingehen sollte, dass Frauen nichts Wert seien und nur als williges Sexobjekt betrachtet werden, dass wir bloß kein Streetfood essen sollten und vieles mehr. Dies schreckte uns Anfangs sehr ab und dadurch brachten wir viele Vorurteile mit ins Land. Natürlich haben die Frauen in Indien einen anderen Stand als die Männer, das habe ich oft zu spüren bekommen. Jedoch habe ich mich bislang in keiner Weise unwohl, bedroht oder als Lustobjekt gefühlt. Dass man Religion und Sitten respektiert und sich eben nicht halb nackt auf den Straßen herum treibt, versteht sich wohl von selbst.
Meine Ängste und Vorurteile legte ich sehr schnell ab, da ich merkte wie sehr sie mich in der Erfahrung das Land und Leute kennen zu lernen, behinderten. Bei Carsten war das nicht ganz so einfach. Noch immer kontrolliert er jede Wasserflaschen, ob sie auch nicht nachträglich präpariert wurde. In den Restaurants zweifelt er jedes offenen Getränk an, wollte kaum unser Gepäck während der Kameltour im Hotel lassen und auch unserem Fahrer Peru traute er nicht zu 100 Prozent über den Weg.
Wir hatten solches Glück, dass wir die beiden einzigen waren, die diese Kameltour gebucht hatten. Peru und Surija waren wahnsinnig herzlich und immer um unser Wohl bemüht. Endlich konnte auch Carsten mehr Vertrauen fassen und hoffentlich ebenfalls alle Bedenken ablegen um eine völlig neue Erfahrung zu machen. Denn Angst ist kein guter Reisebegleiter. Er kann einen daran hindern die großartigsten Erfahrungen in seinem Leben zu machen. 

Bis dahin
Eure Maria und Carsten 

Kommentare

  1. Das klingt alles so wunderbar.
    Habt weiterhin viel Spaß und nehmt viele Eindrücke mit.

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  2. Otto Krämer ist ein Auto-Blogger, der seit 15 Jahren über Autos schreibt. Er ist der Autor von Kfzen, einem Blog mit Artikeln über Autos und Autofahren. Er startete den Blog im Jahr 2022. Er ist außerdem Automobiljournalist und hat für Zeitschriften wie Auto Bild, Auto Express und Auto Zeitung geschrieben.

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