Vom Mekongdelta nach Da Nang

Als wir in Can Tho aus dem Reisebus stiegen wurden wir sofort von drei älteren Männern in Empfang genommen. Sie halfen uns unnötigerweise aus dem Bus, sodass ich anfangs davon ausging, dass es sich um Angestellte des Busunternehmens handelt. Doch die nächste Frage war dann wo wir hin wollten und ob sie uns bringen könnten. In einem furchtbar schlechten Englisch. Wir hatten noch nicht einmal unser Gepäck aus dem Bus raus und versuchten sie erstmal zu verjagen, damit wir uns selbst einen Überblick verschaffen konnten. Sie wichen jedoch nicht von unserer Seite. Unsere Unterkunft hatte mir mitgeteilt dass die Fahrt mit dem Taxi zum Hostel ungefähr 110.000 VDN kosten sollte. 
Ich zeigte einem der Männer die Adresse und er sagte mir dass er weiß wo das ist und er uns für 100.000 VDN hinbringen würde. 'Oh' dachte ich, 'direkt mal ein faires Ausgangsangebot'. Wir handelten ihn noch auf 80.000 runter und dann gingen wir zu seinem Taxi. Naja zumindest nahmen wir das an. Denn wir standen nur vor 2 Rollern. Zwei der Herren wollten uns also samt Gepäck mit dem Roller ins Hostel bringen. Aber hey, warum nicht. 


Von Can Tho aus wollten wir einen Tagesausflug ins Mekongdelta, unter anderem zu den schwimmenden Märkten, unternehmen. Hier gibt es natürlich eine Vielzahl von unterschiedlichen Anbietern und Touren. Unsere Vietnam Rundreise hatten wir vorher überhaupt nicht geplant und lediglich Start- und Endpunkt festgelegt. Der Nachteil daran ist, dass man sich dann während der Reise damit auseinandersetzen muss welche Tour nun am vielversprechendsten für einen ist und welchem Anbieter man vertrauen kann. Man verbringt Stunden damit Touren und Preise zu vergleichen, Bewertungen zu lesen und Anbieter zu recherchieren. Wertvolle Reisezeit! Und wenn dann auch noch die Internetverbindung ständig abstürzt kann einen das sehr schnell frustrieren.
Im Grunde bieten ja fast alle ähnliche Touren an, nur der Preis und Qualität unterscheidet sich meistens. Irgendwann war ich es leid noch weiter im Netz danach zu suchen und wir entschieden uns eine Tour über unsere Unterkunft zu buchen. Der Vorteil einer Tour ab Can Tho ist, dass man bereits um 6 Uhr morgens, zum Hochbetrieb, bei den schwimmenden Märkten sein kann. Diese schließen nämlich für gewöhnlich ihr Geschäft um 8 Uhr, wenn die Sonne raus kommt, und es zu heiß wird wieder. 

Wir wurden um 05:30 mit dem Taxi abgeholt und direkt von einer kleinen zuckersüßen und quirligen Vietnamesin begrüßt, die auf einmal wild winkend vor uns stand. Durch ihr Strahlen verbreitete sie sofort gute Laune.


Mit dem asiatischen Reishut ausgestattet ging es zum Fluss, wo bereits ein Boot auf uns wartete. Um 6 Uhr waren wir mitten in einem der schwimmenden Märkte. Einer Ansammlung von knapp 100 Booten verschiedener Größen. Alle voll beladen mit Früchten, Gemüsesorten oder sogar Klamotten. Zwischen den großen Frachtern steuerten Frauen ihre kleinen Sampaboote und verkauften Getränke. 
Die Verkäufer brüllten um das laute Knattern der Dieselmotoren zu übertönen, ein anderes Boot spielte laute Musik. Kein ruhiger Morgen. Wir kauften unser Frühstück ebenfalls von einem der Boote. Es gab vietnamesische Nudelsuppe. Ich war schon immer ein Fan davon lokale Küche und auch sonst neue Sachen zu probieren, aber asiatische Nudelsuppe um 6 Uhr morgens wird definitiv keines meiner Lieblingsgerichte. Da Suppe ja bekanntlich gegen Erkältung helfen soll, langte ich trotzdem zu. Von einem weiteren Boot bekamen wir heißen Kaffee und Kokosnüsse und auf dem nächsten wurden wir mit oberleckeren frischer Ananas verköstigt. 
Da es sich leider um eine doch sehr touristische Tour handelte machten wir mit dem Boot an verschiedenen Stationen halt, wie einer Reisfabrik, in der man uns zeigte wie Reisnudeln hergestellt werden. Alles in allem ganz interessant, aber nicht wirklich unsere favorisierte Art Land und Kultur kennen zu lernen. 

Erschreckend war hier leider mal wieder der unzählige Plastikmüll, der von den Anwesenden völlig gewissenlos in die Flüsse geworfen wurde und sich bereits an den Ufern stapelte. Unser Bootsführer musste seine Motorschraube dreimal von einer Plastiktüte befreien und warf sie anschließend immer wieder zurück ins Wasser. Da fällt einem nichts mehr zu ein... 
Als wir mittags wieder im Hostel ankamen fiel ich sofort ins Bett und verbrachte dort den restlichen Tag, da mir die Erkältung immer mehr zu schaffen machte. Aus Angst dass diese noch schlimmer werden könnte, besorgte Carsten mir aus der nächsten Apotheke Paracetamol. 
Da ich an diesem Nachmittag außer Gefecht gesetzt war beschäftigte ich mich mit unserer weiteren Reiseplanung. Wir wollten auf jeden Fall zum Abschluss eine zweitägige Bootstour durch die Halongbucht machen und da sich dort auch wieder unzählige Anbieter aneinanderreihten, hatte ich viel zu lesen. Immer wieder wurden die Touren von 'Cat Ba Ventures' empfohlen, da diese außerhalb des typischen Touristikstroms stattfanden und auch sonst sehr toll organisiert sein sollen. Ich kontaktierte sie sofort und sie teilten mir mit, dass am 25.Januar in Vietnam der Neujahrsfeiertag ist und um diese Zeit herum keine Touren angeboten werden und auch sonst so ziemlich alles geschlossen ist. Die letzte Tour wäre also nur vom 21.bis 22.01. möglich. Die Zeit hatten wir eigentlich für Da Nang eingeplant, aber so ist das nunmal mit den Plänen. Also umdisponieren und früher nach Hanoi fliegen. 

Am nächsten Morgen flogen wir trotzdem erstmal nach Da Nang, da wir diesen Flug bereits gebucht hatten. In diese Stadt verliebten wir uns sofort. Für mich waren die Temperaturen endlich erträglicher und im Vergleich zu Ho Chi Minh machte sie einen ziemlich modernen Eindruck, insbesondere mit ihrem architektonischem Highlight, der Drachenbrücke. Sie heißt nicht nur so, sondern sieht auch genauso aus und an jedem Wochenende findet um 21 Uhr eine Feuer- und Wasserschow am Kopf des Drachens statt. Was für ein Glück dass wir auf einen Sonntag angereist sind. 
Wir schmissen nur schnell unsere Rucksäcke ins Hotelzimmer, leihten uns einen Roller und machten uns auf dem Weg zum Hai Van Pass. Dieser 20 km lange Pass bildet die natürliche Grenze und Wetterscheide zwischen Nord- und Süd-Vietnam. Er erreicht 496 Meter Höhe und führt über den Ausläufer der Truong-Son-Berge. Die Fahrt hat unglaublich viel Spaß gemacht und schenkte uns immer wieder atemberaubende Ausblicke über die Stadt mit den kilometerlangen Sandstränden und den angrenzenden Gebirgen. Carsten, den ich hier im Land der Zwerge nur noch 'Gulliver' nannte, ging förmlich darin auf mit dem Scooter umher zu cruisen und ich gönnte ihm diesen Spaß und ließ mich gerne kutschieren. 


Am Abend suchten wir uns ein Restaurant mit Blick auf die Drachenbrücke. Nachdem wir uns einen 'Red Tilapia' teilten, weil die Kellnerin partout nicht verstand, dass wir zwei Portionen von einem Gericht wollten (wie ungewöhnlich *augenrollen*) schauten wir uns das Schauspiel der Feuerschow an, welches zwar nur knappe 10 Minuten andauerte, aber trotzdem eine ganz witzige Aktion war. 

Gerne wären wir noch länger in dieser Stadt geblieben, da die Gegend hier noch einiges mehr zu bieten hat, was sich zu sehen lohnt. Aber die Bootstour in der berühmten Halong Bay wollten wir uns nun auch nicht entgehen lassen. 
Also flogen wir am nächsten Morgen nach Hanoi und fuhren von dort mit Bus und Fähre weiter auf die Insel Cat Ba. Hier sitzen wir nun bei verregneten und nebligen 15 Grad und hoffen, dass es die nächsten beiden Tage wenigstens trocken bleibt und wir eine bessere Sicht in die Bucht bekommen werden, denn morgen früh geht es auch schon los.

Bis dahin, 
Eure Maria und Carsten 

Kommentare

  1. Ich wünsche dir gute Besserung 😘.
    Und hoffentlich schönes Wetter ☀️

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  2. Gute Besserung! (auch für die Kamera???)...immer ein kleines Highlight, eure Reiseimpressionen.

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