Lost in Paradise

900 km nach dem Start unseres Roadtrips verstanden wir nun endlich auch den großartigen Australien Camping Guide, den ich vor meiner Abreise extra noch besorgt hatte. Hier waren alle kostenlosen und kostengünstigen (bis 20$ pro Nacht) Campingplätze ganz Australiens aufgelistet. Die meisten sind ziemlich abgelegen und man braucht für sein Geld nicht allzu viel erwarten, aber immerhin gibt es auf fast allen Toiletten, Duschen und ein BBQ Stand. Wir fuhren also einen 15$ Platz am Nanga Bay an,um unser erstes BBQ zu veranstalten. Leider hatten wir diese Rechnung jedoch nicht mit den dort campierenden Asiaten gemacht. Kaum hatten wir unsere saftigen Steaks auf dem Grill kamen sie in Scharen mit ihren Kochern und unzähligen Dosen und Schälchen in die überdachte, windgeschützte jedoch recht übersichtliche 'Küche'. Wir erklärten ihnen, dass wir nur noch ein paar Minuten bräuchten und sie ließen sich es nicht nehmen diese vor Ort zu warten. Natürlich hab ich nichts gegen ein bisschen Gesellschaft zum kochen oder essen, dieses Volk ist jedoch unglaublich laut und die Kinder sprangen wild um uns herum. Wir aßen nun brav in einer Ecke der Küche unsere Steaks und beobachteten das Spektakel. Eimerweise brachten sie Muscheln, Fisch, Nudeln etc. an. Wir verließen das Schauspiel jedoch frühzeitig, während die Asier noch bis tief in die Nacht mit kochen und essen beschäftigt waren. Am nächsten Morgen hoffte ich dann auf ein ruhiges Frühstück, aber stattdessen erwartete mich the same procedure. Kaum zu glauben, dass es bei denen zum Frühstück schon Nudelsuppe gibt. Noch unglaublicher war mir die Tatsache, dass sie scheinbar sämtliche Kochutensilien und Zutaten mit auf ihre Reisen nehmen müssen. 

Unsere Reise führte uns nun (ich hab leider keine Ahnung welchen Tag wir mittlerweile haben) zur Hutt River Province. Hier lebt eine Familie, die unabhängig von Australien sein wollte und ihren eigenen Staat gegründet hat, was ein ziemlich langer Weg war. Sie haben ihre eigene Währung, eine eigene Kirche und sogar ein kleines Museum mit unglaublich vielen Souvenieren der Reisenden. Für mich war das ganze anfangs eher befremdlich, da mir gleich unsere deutschen 'Reichsbürger' in den Sinn kamen, mit denen ich bislang eher wenig gute Erfahrungen teilen durfte. Diese Geschichte jedoch weckte mein Interesse im Laufe der Führung immer mehr und man konnte die ehrliche Freude des 'Prinzen' über unseren Besuch förmlich spüren. Der Staat wurde von der Queen offiziell anerkannt und somit differenzieren sie sich doch stark von unseren 'Reichsbürgern' daheim.

Auf dem Weg nach Geroldten passierten wir den Hutt Lagoon. Dies ist wahrhaftig ein pinker See! Eine bestimmte Algenart in diesem See färbt das Salz rosa und dadurch erhält der See seine Farbe. Dadurch kann Beta Carotin entnommen werden, was von einem deutschen Chemiekonzern für industrielle Zwecke verwendet wird, wie Matze mir erklärte.

In Geraldton wollten wir unbedingt Lobster essen, fanden jedoch kein Restaurant, was nachmittags um drei noch geöffnet hat. Die Aussis essen mittags für gewöhnlich nur kleine leichte Mahlzeiten, weswegen die Restaurants in der Regel nur für kurze Zeit geöffnet haben, bevor sie ab 18 uhr wieder Abensessen anbieten. Wir bahnten uns also unseren Weg an der Promenade entlang und fanden einen ziemlich großem Pub, der sogar lizensiert war auf der Terasse Alkohol auszuschenken. Dieses Privileg haben nur wenige Lokalitäten. Allgemein ist der Umgang mit Alkohol in Australien ziemlich befremdlich. Kaufen kann man iHn nur in speziellen Bottle Shops und sobald die Dämmerung eingetroffen ist, werden die Flaschen im Amy Stil in braune Papiertüten gehüllt. Nicht einmal Bier bekommt man im Supermarkt.
Aber zurück zum Pub...hier gab es leider keinen Lobster, dafür verwöhnte ich mich mit einem 'Pink Snapper', den ich auf meiner späteren Angeltour in Perth hoffentlich auch noch einmal selber fangen werde.

Nach dem leckeren etwas verspätetem Lunch wollten wir uns eigentlich die Sandsteinhöhlen mit alten Aboriginie Zeichnungen ansehen. Diese zu finden war jedoch schwieriger als gedacht. Zudem war der Zugang versperrt und die Felsen umwachsen von meterhohen stacheligen Unkraut und haufenweise Fliegen. Die Fliegen hier in Westaustralien sind wirklich wahnsinnig lästig. Anfangs habe ich die Touristen mit ihren Fliegengitterhüten, die sie aussehen lassen, als wären sie frisch ausgebildete Imker, noch belächelt. Am dritten Tag jedoch sehnte ich mich selbst danach. Ich schätze es hängt mit dem extrem trockenem Klima hier zusammen, dass die Fliegen sich in Massen sofort auf dein Gesicht stürzen sobald man das Auto verlässt. Sie fliegen dir ins Ohr oder krabbeln unter die Sonnenbrille. So anhänglich, dass du sie förmlich absammeln musst. Während unserer Wandertouren nahmen wir meist ein Ast von den Buschsträuchern ab und fuchtelten damit, wie in finnischen Saunaritualen, abwechselnd links und rechts neben unser Gesicht.
Also weiter zum nächsten kostengünstigen Campingplatz...dieser befand sich irgendwo im Naturreservat. Im Grunde kann man sich hier kaum verfahren, da es meist nur eine Hauptstraße gibt, der man folgen muss. Diese kostengünstigen Campingplätze sind jedoch kaum ausgeschildert und müssen meist über eine Sandpiste befahren werden. Nachdem wir eine Stunde unterwegs waren und ich spaßenshalber unseren Standort bei Maps checkte, da uns langsam wieder der Hunger überkam, stellte ich mit Entsetzen fest, dass wir in der falschen Richtung unterwegs waren. Gott sei Dank hatten wir in Geraldton noch einmal den Tank aufgefüllt, sodass wir (das kurze Stück) umkehren konnten. Dort fanden wir dann auch mitten in der Wildnis den Platz, der zu unserem Erstaunen auch noch völlig kostenfrei war. Da unsere Kühlbox keine Essensreserven mehr hergab, mussten wir jedoch noch ein paar Kilometer weiter in die Nächste Stadt (eher ein sehr sehr kleiner Vorort) zum Supermarkt düsen. Es war knapp 18 Uhr und der Supermarkt sowie der Bottleshop hatten bereits geschlossen (verdammt). Nicht einmal die Tankstelle hatte etwas nahrhaftes anzubieten. Hinter der Tankstelle entdeckten wir eine kleine, scheinbar völlig verlassene Taverne mit einem großen Schild 'Open' an der Eingangstür (Yes!!). Die Taverne wirkte von innen sehr geräumig und hatte neben einer Bar sogar einen Biergarten und ein Raum mit Billiardtisch, Kicker und Spielautomaten zu bieten. Das ältere Pärchen empfing uns sehr herzlich und zauberte uns zwei Burger. Während wir ein wenig Smalltalk führten, holte der Gastwirt seine beiden Haustiere hervor...zwei Tannenzapfenskinks (zugegeben, ich musste die Art auch ersteinmal googeln)

Das Pärchen gab uns anschließend auch noch den ungeheuren Geheimtip einfach auf dem campingpark gegenüber der Taverne einzukehren. Er kostet zwar 5$ die Nacht, bietet dafür jedoch eine heiße Dusche. Dankbar für den Tipp begaben wir uns in das Lager und hofften auf eine einigermaßen milde Nacht. Denn je weiter wir gen Süden kommen, desto kühler wird leider auch das Klima...
Bis dahin!
Eure Maria

Kommentare

  1. Abenteuer pur, du wirkst sicher schlank wie eine Gerte zurückkommen und Du hast sicher für kühle Nächte auch ein Jäckchen eingepackt

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